Portrait Barbara Niklaus

Portrait Barbara Niklaus

Nicht, dass sie immer im Land gewesen wäre, sie ist eine kurlige Mischung aus Nomadin und Buretochter, Füsse fest auf dem Boden, Herz gross wie ein Haus, eine, die überall wo sie hingeht, zuhause ist. Harlem, Manhattan, Indo-nesien, Mauretanien, Jemen, Ägypten, Frankreich, Japan und weiss der Gugger wo. Und wie begnadete Musiker auf der ganzen Welt mit allen spielen können, so stehen auch begnadeten Töpferinnen die Türen von Hütten und Palästen offen.

Formende Hände wie Dolmetscher Kahle Berge mit roter Erde, die danach schreit, dass jemand Töpfe aus ihr dreht, sie sieht es sofort. Die Farben der Natur, der Gewänder, alter Hausfassaden — alles potentielle Glasuren. Licht und Schatten auf dem Boden, die Spur eines Huhns im Sand, alles auch mögliche Ornamente für einen Topf. Oder eine Schale. Oder einen Teetisch aus Ton, der aussieht wie ein türkisches Brunnenhäuschen.

Die formenden Hände von Barbara Niklaus sind wie Dolmetscher. Sie setzen um, was sie gesehen, gerochen, empfunden und erfahren hat. Und weil es das Leben ist, um das bei ihr alles kreist, kann man aus fast allem, das sie formt essen und trinken, drauf sitzen, Blumen, Steine, Sushi und Früchte drauflegen. Auch die klügsten Keramik-Kenner sind zuweilen sprachlos. Einer ihrer Töpfe sieht aus, als sei er mit seiner irisierenden Glasur vor 1000 Jahren in Persien gebrannt worden, der andere ist ganz lieblich und emmentalerisch, aber mit einer Prise Cayenne, Teeschalen so japanisch, dass man sich innerlich sofort in einen Kimono hüllt.

Aber die Geschichte hört hier nicht auf. Wohin war sie nur verschwunden, nachdem sie das Paradiesli aufgegeben hat? Sie hat ein Haus gebaut. Allerdings nicht ganz von Grund auf. Es stand auf einer lieblichen Höhe bei Mettmenstetten, schön, aber ein bisschen düster, mit kleinen Räumen. 

Haus für die Leichtigkeit des Seins

Jetzt ist das Haus nicht mehr wiederzuerkennen. Materialien und Licht sind experimentell und pragmatisch zugleich eingesetzt worden. Japanische Badekultur, Techno am Bau, Archaisches und Urbanes verbinden sich mühelos. Ein Haus für die Leichtigkeit des Seins, könnte es laufen, würde es reisen. Überallhin. Es ist rot und schmiegt sich in die grünen Wiesen wie ein Osterei.

Der wunderbare Garten ist draussen das, was man drinnen findet. Das Atelier ist gewachsen, hat zwei grosse Brennöfen, viel Licht, Sicht in die Weite. Im Sommer fliegen Schwalben in den hohen Raum und drehen ein paar Runden. Flinke Flieger an der Decke, flinke Finger an der Drehscheibe. 

Text von Arlette Bollag